Ich wage mich auf neues Terrain: Live-Lettering
Mein Bericht über Event-Kalligraphie für geladene Gäste
Geschäftiges Treiben, Stände werden aufgebaut, Trockenblumen und Makramee arrangiert, Bar und Buffet aufgebaut. Dann tauchen die ersten Influencerinnen auf, fotografieren und werden fotografiert. Draußen vor der Tür bildet sich schon eine Schlange der geladenen Gäste, die Musiker spielen sich warm. Und zwischen all dieser hektischen Betriebsamkeit stehe ich und staune. 🙂 Warte darauf, für die Gäste etwas zu kalligraphieren und bin gespannt, was dieser Abend bringen wird!
Im Jahresbericht von 2021 schrieb ich, dass ich so viele Sachen zum ersten Mal gemacht habe. Das ging 2022 direkt so weiter. Ich bin fasziniert, dass ich in diesem Beruf so viele verschiedene Dinge machen kann!
In diesem Artikel nehm‘ ich dich mit in die Vorbereitung und den Ablauf dieses Live-Lettering-Abends.
Die Anfrage: „Kannst du bei einem Event irgendwas mit Lettering machen?“
Es begann mit einer kurzen Mail im Frühjahr. „Wir suchen jemanden, der bei einer Ladeneröffnung live kalligraphieren kann.“ Live-Lettering? Hatte ich noch nie gemacht, konnte ich mir aber sofort vorstellen.
Die Vorgaben waren sehr offen, ich hatte alle Freiheiten, diesen Abend zu gestalten. Ich hätte zum Beispiel kleine Workshops geben können, meine eigenen Produkte verkaufen oder für die Gäste etwas beschriften. Gemeinsam mit anderen Kreativen aus der Region sollte ich eine richtig schöne DIY-Ecke auf die Beine stellen. Zuerst habe ich kurz gezögert, Gedanken wie „Was soll ich da bloß machen?“ oder auch „Ich hab‘ überhaupt keine Idee!“ rauschten mir durch den Kopf. Zusätzlich auch „Passe ich da überhaupt rein?“ und „Werde ich mir nicht doof vorkommen zwischen all den Influencerinnen?“ Kennst du das, wenn die Gedanken im ersten Moment Achterbahn fahren? Das Chaos im Kopf legte sich aber nach ein paar Tagen und etwas Brainstorming. Ich hatte sogar mehrere Ideen und sagte zu!
Übrigens war ich im Nachhinein extrem froh, mich gegen die Idee der Mini-Workshops entschieden zu haben. Mein Tisch stand direkt neben den Musikern, es war schwer, die Gäste überhaupt zu verstehen. Niemals hätte ich dort etwas erklären können. Uff, richtig entschieden!
Der Muttertag hilft bei der Vorbereitung
Meine Entscheidung stand ziemlich schnell fest: ich wollte meine Postkarten mitnehmen und zusätzlich irgendeine Art von Beschriftung anbieten. Das Event fand kurz vor dem Muttertag statt, wie praktisch! Schließlich möchte da doch fast jeder eine Kleinigkeit verschenken. Und genauso oft fehlt die gute Idee, was das sein könnte! Diese Kleinigkeit wollte ich also übernehmen und habe mich nach kurzer Bedenkzeit für Geschenkanhänger und Steine entschieden. Keine teuren Geschenke, durch die personalisierte Beschriftung aber trotzdem etwas Besonderes.
Meine wichtigste Vorbereitung bestand erst einmal darin, flache Steine auszusuchen und zu waschen. Danach ging der Stiftetest los: welcher Stift ist dünn, aber nicht zu dünn und hält auf Stein richtig gut? Welche Farben nehme ich mit? Nur schwarz? Oder auch silber und gold?
Schließlich habe ich gepackt: eine Kiste voller Postkarten, Postkartenhalter und Stifte. Dazu Papier, damit die Gäste schwierige Namen aufschreiben konnten. Das war eine gute Idee, wie sich später herausgestellt hat! Ich sollte nämlich nicht nur ungewöhnliche Namens schreiben, sondern auch Wörter auf Spanisch, Türkisch und Albanisch. Das wäre ohne meinen Block zum Vorschreiben echt schwierig geworden.
Los geht das Live-Lettering!
Eine gute Stunde vor Beginn bin ich durch den Hintereingang in den C&A gehuscht. Dort war im Erdgeschoss ein Bereich schon abgetrennt und es herrschte fleißiges Gewusel! Tische wurden aufgebaut, Goodie-Bags gefüllt, Hocker hin- und hergetragen, ein Buffet aufgebaut und nebendran haben die Musiker ihre Anlage getestet. Zusätzlich waren noch Kunden im Laden, die neugierige Blicke hinter die Absperrung warfen. Ui, ich musste mich in diesem Gewusel erstmal zurecht finden.
Dann hatte ich aber genügend Zeit, um alles auf meinem Tisch aufzubauen, bevor sich draußen vor der Tür verrückterweise eine Schlange der Gäste bildete. Was für ein merkwürdiges Gefühl, dass da wirklich Menschen Schlange standen, um hier rein zu kommen! Und ja, da kam ich mir wirklich ein bisschen fehl am Platz vor, ich geb‘ es zu.
Von mir hatte die liebe Christine ein Ticket bekommen und ich habe mich sehr gefreut, sie dort zu treffen! Das war schon etwas Besonderes für mich: dass jemand mir so lange auf Instagram folgt und dann für ein Treffen eine ziemlich lange Anfahrt auf sich nimmt. Danke Christine, das war wirklich schön!
Sobald es dann los ging, blieb mir gar keine Zeit mehr für all meine Gedanken. Ich habe tatsächlich drei Stunden fast pausenlos geschrieben! Uff, am Ende war meine Konzentration total im Eimer, kein Wunder, ohne Pausen!
Meine über 100 Steine waren am Schluss fast leer. Ich habe viele Namen geschrieben, viele „beste Mamas“ und viele viele Herzchen gemalt. Für junge und ältere Kinder, Frauen, Männer, Töchter, Söhne.
Mein Fazit? Live Lettering ist wirklich schön. Ganz direkt und vor Ort die persönlichen Wünsche zu erfüllen ist ein bisschen wie der Nikolaus auf dem Weihnachtsmarkt zu sein. Ich habe konnte vielen Menschen eine kleine Freude machen und habe so viele Dankeschöns an diesem Abend gehört.
Gibt es auch ein Aber? Klar! Live Lettering ist zwar schön, aber auch unglaublich anstrengend. Das Ergebnis soll innerhalb weniger Minuten fertig sein und natürlich gut aussehen. Da kann man nicht erstmal fünf Skizzen machen und darüber schlafen, ob es vielleicht eine bessere Lösung gäbe. Nebenher auch noch Fragen zu beantworten („Wieso hast du so eine schöne Schrift? Wie lange machst du das schon“…) macht das Ganze nicht einfacher. Außerdem wäre eine Pause zwischendrin ziemlich sinnvoll gewesen.
Würde ich’s wieder machen? Sofort! Auf jeden Fall!