„Kalligraphie ist nichts für mich, meine Handschrift ist nicht schön genug!“

Mein Nr. 1 Tipp, um Kalligraphie zu lernen

Wie oft höre ich „Ach, kannst du schön schreiben! Das könnte ich nicht, meine Handschrift sieht furchtbar aus.“ Denkst du das vielleicht auch? Findest du deine Handschrift nicht schön genug, um dich an die Kalligraphie zu wagen?

Stopp! Das ist ein Gerücht! Ich zeige dir in diesem Artikel, warum du keine besondere Handschrift brauchst, um Kalligraphie zu lernen. Tatsächlich ist deine Handschrift völlig egal! Glaubst du nicht? Dann schau dir mal meine Handschrift an:

Vergleich Handschrift und Kalligraphie

Meine Alltagsschrift ist nichts Besonderes, eine Kombination aus Druck- und Schreibschriftbuchstaben, nicht besonders fancy. Immerhin kann ich sie lesen. 🙂 Meine Kalligraphie sieht völlig anders aus, die Buchstaben weichen zum Teil sehr von meiner Handschrift ab. Wieso ist das so?

Kalligraphie entsteht aus diesen Grundformen

Kalligraphie ist keine Schreibschrift, sondern wird aus diesen paar Formen zusammengesetzt. Du nimmst aus diesem Formen-Werkzeugkoffer also eine nach der anderen heraus, zeichnest sie auf dein Blatt und baust damit Buchstaben und Wörter. Das unterscheidet sich also völlig vom Schreibschriftschreiben, bei dem du ein ganzes Wort vom ersten bis zum letzten Buchstaben schreibst ohne abzusetzen.

Grundformen der Kalligraphie
So entsteht Kalligraphie

Hier siehst du, wie verschiedene Buchstaben aus den Grundformen zusammengebaut werden.

Das kleine a entsteht aus einem Aufstrich, einem Oval und einem Bogen. Wenn du die Grundformen also geübt hast, dann klappen auch die kleinen Buchstaben recht schnell. 

 

Schneckentempo empfohlen!

Bei diesem Vorgehen zeichnest du jede Form langsam, es ist besonders hilfreich, wenn du den Stift nach jedem Strich kurz absetzt. Das ist übrigens keine Empfehlung für Anfänger, das machen auch viele Profis so! Kalligraphie geht daher viel langsamer als normales Schreiben (aber dafür ist es auch viel schöner!) 😊

Wenn du die Buchstaben so zusammen setzt, werden sie mit etwas Übung schön gleichmäßig. Gleichzeitig sehen sie dann völlig anders aus als deine Handschrift oder auch als die Schreibschrift, die du in der Schule gelernt hast.

Kalligraphie ohne Basics = Frust

Ganz am Anfang, bevor ich von den Grundformen wusste, habe ich versucht, dicke und dünne Linien in Schreibschrift einzubauen. Sah nicht so klasse aus (linkes Bild mit blauer Schrift, ojemine!) Danach habe ich verzweifelt versucht, coole Kalligraphie-Schriftzüge nachzumalen. „Wie machen die das alle bloß?“, habe ich mich gefragt. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie man ohne Vorlage so schreiben kann und habe mühsam abgemalt – als wäre das eine komplizierte Zeichnung (rechtes Bild).

Ich war total unzufrieden, denn ich wollte ja nicht nur abmalen, sondern auch eigene Schriftzüge gestalten. Als ich dann in einem Workshop die Grundformen gelernt habe, ging mir ein Licht auf! Ach sooooo funktioniert das! Endlich wusste ich, was ich üben musste. Endlich konnte ich auch ohne Vorlage schöne Wörter schreiben. Das war wirklich mein Aha-Moment.

Deshalb empfehle ich wirklich jedem, der mit Kalligraphie anfängt: starte mit den Basics! Es wird dir viel Frust ersparen. Mach es nicht so wie ich, das kann ich wirklich nicht empfehlen. 😉
Keine Frage, dass jeder Anfänger-Workshop bei mir deshalb genau mit diesen Basics anfängt – das ist ein Muss!

Die Grundformen trainieren deine Muskeln

Nimm dir Zeit, übe die Grundformen und dann die Kleinbuchstaben. Dabei wird sich deine Hand ganz automatisch an das Schreiben mit dem Brushpen gewöhnen, deine Muskeln verinnerlichen die Bewegungen (vielleicht hast du schon von „muscle memory“ gehört?). Das ist nötig, denn wahrscheinlich bist du nicht gewohnt, den Druck beim Schreiben zu verändern. Bei deiner alltäglichen Handschrift drückst du immer gleich fest, so lernt man es in der Schule auch. Für die Kalligraphie musst du daher komplett neu lernen, den Schreibdruck zu kontrollieren. Übst du das mit den Grundformen, werden mit der Zeit auch deine Buchstaben immer gleichmäßiger.
Übrigens: deine Muskeln lernen auch, wenn du nur eine Vorlage nachfährst! Das ist super, wenn du gerade müde bist oder es aus einem anderen Grund mal ganz einfach haben möchtest.

Zuerst die Basics, dann die Variation

Wenn du die Grundformen und Kleinbuchstaben gemeistert hast, wird es dir viel leichter fallen, die Großbuchstaben zu lernen, zu experimentieren und schließlich allmählich deinen eigenen Stil zu finden.

„You need to learn the rules before you can break them.”

Übrigens sind die Grundformen auch später noch total wichtig. Das ist keine Übung nur für Anfänger,  später dienen diese Basics zum Beispiel als Aufwärmübung oder dazu, die eigene Kalligraphie noch einmal zu verfeinern.

Kalligraphie: slow progress is still progress.

Hast du Lust bekommen, selbst die Grundformen der Kalligraphie zu lernen?

Hier kannst du mein Übungsblatt für kleine Brushpens bekommen: für 0€ erhältst das Worksheet und dazu eine Mail mit weiteren Tipps, die dir den Anfang erleichtern. Wenn du danach keinen Newsletter mehr bekommen möchtest, kannst du dich natürlich jederzeit wieder abmelden.

Jetzt interessiert mich aber, wie du angefangen hast! Hast du, so wie ich, einfach drauf los geschrieben und herumprobiert? Oder wusstest du, wie viel leichter Kalligraphie wird, wenn man gezielt übt? Schreib mir einen Kommentar!